Der Lauf

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«Es ist keine Selbstverständlichkeit, den schönsten Job der Welt zu haben»

Fabienne Schlumpf ist eines von zwei grossen Aushängeschildern des diesjährigen Schlosslaufs. Im Interview erklärt sie, wie sie ihren Beruf neu schätzen gelernt hat und warum sie sich auf den Lauf in Rapperswil freut.

Welchen Bezug hast du zum Schlosslauf und zu Rapperswil?

Ich kann mich erinnern, dass ich bereits einmal am Schlosslauf gestartet bin (Anm. d. Red.: Schlumpf wurde 2007 2. bei den Juniorinnen). Und als Zürcher Oberländerin – ich bin in Oettwil am See aufgewachsen und wohne in Wetzikon – ist es für mich ein Katzensprung nach Rappi. Deshalb freue ich mich auch sehr auf den Schlosslauf.

Du hast ein bewegtes Jahr hinter dir und dennoch mit deinem 9. Platz beim-EM-Marathon in München ein schönes Highlight erlebt. Wie ordnest du selbst dieses Ergebnis ein?

Man darf sagen, dass es ein Wunder ist, dass ich diesen Sommer zu den schnellsten Marathon-Läuferinnen Europas gehörte. Auf diesen 9. Platz bin ich auch dementsprechend stolz. Es war für mich allerdings auch immer klar, dass ich nur an die EM gehen würde, wenn die Form gut genug ist, um bei der Vergabe der Medaillen ein Wörtchen mitreden zu können.

Du sprichst deine gesundheitlichen Schwierigkeiten Anfang 2022 mit deiner Herzmuskelentzündung an. Nun bist du zum Glück wieder gesund. Was viele Läuferinnen und Läufer interessieren dürfte: Wie macht sich so eine Erkrankung bemerkbar? Bei welchen Symptomen muss man hellhörig werden?

Die Krankheit äussert sich sehr individuell. Ich habe mit vielen anderen Betroffen gesprochen und jede Person hatte eine eigene Geschichte zu erzählen. Bei mir war es so, dass meine Leistungsfähigkeit unerklärbar schwankte: Auf gute Tage folgten sehr schlechte, an denen ich mich nach 40 Minuten Dauerlauf fühlte, wie nach einem Marathon. Die Erschöpfungssymptome und auch erhöhte Herzfrequenz bewogen mich dazu, mich weiter abklären zu lassen. Ohne Leistungssport hätte ich vielleicht gar nicht gemerkt, dass etwas mit mir nicht stimmt.

Verändert sich die Sichtweise auf das Dasein als Leistungssportlerin mit einem solchen Ereignis?

Auf jeden Fall. Man bekommt aufgezeigt, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, den schönsten Job der Welt zu haben. Ich habe in dieser Zeit meinen Alltag als Läuferin sehr vermisst.

Wo wirst du zum Zeitpunkt des Schlosslaufs in deinem Trainingsaufbau stehen?

Noch ganz am Anfang. Nach dem EM-Marathon legte ich eine Saisonpause ein und erkrankte im September zusätzlich an Covid, deshalb werde ich erst ein paar Wochen wieder trainiert haben. Aber ich laufe sehr gerne Wettkämpfe und freue mich deshalb, bald wieder an der Startlinie stehen zu können.

Wie sieht deine Wintersaison abgesehen vom Schlosslauf aus?

Meine Planung ist ausgelegt auf einen Marathon im nächsten Frühjahr. Ich habe noch keine Ahnung, welcher es sein wird, momentan gibt es noch verschiedene Optionen. Auf jeden Fall soll es ein schneller Städte-Marathon werden. Bis dahin stehen mehrere Trainingslager und auch der eine oder andere Stadtlauf an.

Das Frauen-Rennen am Schlosslauf wird umso attraktiver, weil mit Chiara Scherrer und dir gleich zwei Topathletinnen am Start sein werden. Ihr seid langjährige Trainingspartnerinnen und Freundinnen. Was bedeutet euch ein solches Duell?

Früher sind wir oft gegeneinander gelaufen, nun hat es dies aus unterschiedlichen Gründen seit 2020 nicht mehr gegeben. Deshalb freue ich und bin auch gespannt, weil die Ausgangslage aufgrund unserer sportlichen Entwicklungen in den letzten 2 Jahren etwas ganz anderes sein wird als früher.

Der Schlosslauf findet mit einem neuen Strecken-Konzept statt. Dazu gehört, dass der Lauf auf einer homologierten 10-km-Strecke stattfindet. Macht es für dich einen Unterschied, auf einer offiziell vermessenen Distanz zu laufen?

Wir Leistungssportlerinnen suchen das, klar. Weil dadurch der Eintrag in die Bestenlisten möglich wird, sind unsere Leistungen vergleichbar – mit unseren eigenen aber auch mit denjenigen der Konkurrenz. So gesehen macht, es eine Laufstrecke attraktiver.

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