Chiara Scherrer ist eines von zwei grossen Aushängeschildern des diesjährigen Schlosslaufs. Im Interview erklärt sie, was Duelle gegen Fabienne Schlumpf für sie für einen Stellenwert haben und warum sie in der vergangenen Saison so erfolgreich war.
Du hast eine Saison mit einem Leistungssprung hinter dir, in der du unter anderem beim Diamond-League-Meeting in Stockholm überraschend Dritte geworden bist. War das auch dein persönliches Highlight in diesem Jahr?
Es war eine tolle Saison und meine regelmässigen Fortschritte der letzten Jahre zahlten sich nun auch an den Wettkämpfen dieses Jahr so richtig aus. Für mich hat der Schweizer Rekord über 3000 m Steeple, welchen ich beim Diamond-League-Meeting in Paris gelaufen bin, hingegen fast den grösseren Stellenwert. Ich möchte mir auch nichts vormachen: In Stockholm fehlten die weltbesten Steeple-Läuferinnen.
Erfolg ist manchmal ähnlich schwierig erklärbar wie Misserfolg. Dennoch: Worin siehst du deine erfolgreiche Saison begründet?
Ich würde sagen, es kamen viele Faktoren zusammen, die sich insgesamt positiv auswirkten. Ich war gesund und ging mit dem richtigen Selbstvertrauen an den Start. Beides war in den letzten Jahren bei mir nicht immer gegeben. Und im Vergleich zu den Vorjahren fiel eine zusätzliche Belastung weg, da meine Ausbildung zur Physiotherapeutin mittlerweile abgeschlossen ist.
Du hast deinen Steeple-Schweizer-Rekord angesprochen. Diesen hast du deiner Trainingskollegin und Freundin Fabienne Schlumpf abgenommen, die 2018 immerhin EM-Bronze in dieser Disziplin gewonnen hat. Am Schlosslauf nun kommt es zum Duell zwischen euch beiden. Was hat ein solches für einen Stellenwert bei dir?
Sie bedeuten mir sehr viel. Ich war früher immer hinter ihr, konnte mich dank ihr aber auch unbeschwert weiterentwickeln. Nun sieht es aus, als wären wir aufgrund unserer sportlichen Entwicklungen näher beieinander. Ich konnte mich leistungsmässig verbessern und sie ist nun Marathonläuferin. Meine Vorfreude, am Schlosslauf gegen sie zu laufen, ist sehr gross. Immerhin sind wir schon seit zwei Jahren, seit der 10-km-SM in Belp, nicht mehr wettkampfmässig gegeneinander gelaufen.
Der Schlosslauf findet mit einem neuen Strecken-Konzept statt. Dazu gehört, dass der Lauf auf einer homologierten 10-km-Strecke stattfindet. Macht es für dich einen Unterschied, auf einer offiziell vermessenen Distanz zu laufen?
Die Auswahl der Strecke ist für uns grundsätzlich wichtig. Unglücklich wäre, wenn wir an einem Lauf eine schnelle Zeit aufstellen würden, die dann nicht als solche anerkannt würde weil eine offizielle Vermessung fehlt. Beispielsweise bei meinem Einsatz über 10 km in Payerne im Frühling war ich sehr froh um die homologierte Strecke, dort lief ich mit 32:22 Minuten die zweitbeste Zeit einer Schweizerin aller Zeiten. Aber in der Phase meines Saisonaufbaus zum Zeitpunkt des Schlosslaufs wird die Strecke und Distanz nicht ganz so entscheidend sein, da ich nicht von einer neuen persönlichen Bestzeit ausgehe.
Apropos Zeitpunkt. Wo wirst du am 23. Oktober, am Tag des Schlosslaufs, in deinem Saisonaufbau stehen?
Ich werde dann mein Training ein paar Wochen zuvor wieder so richtig aufgenommen haben. Nach meinem letzten Wettkampf bei Weltklasse Zürich war ich in den Ferien und genoss meine Saisonpause. Der Aufbau ist ausgelegt auf weitere Strassenläufe in den Wochen nach dem Schlosslauf. Ein Start an der Cross-EM mit der Mixed-Staffel Anfang Dezember könnte ausserdem ein Thema werden, falls ein schlagkräftiges Schweizer Team zustande kommen sollte.